... den fantastischen ...
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»sand unter den füßen statt schnee« (text: elisabeth steinkellner) | postkarte. 90 jahre jungbrunnen |
wie das mit dem bildersehen und dem verlieben bei mir so ist, das wisst ihr ja schon. und jetzt ist es wieder passiert. bei éva entdeckt und peng! da gibt es doch tatsächlich einen, der macht kinderbücher, dass man in ein wort- und bildgebautes poesiekaleidoskop gefallen zu sein meint – und ich merke über jahre nichts davon! der lektürenach- und aufholbedarf also dringend und groß :: »...6, 7, 8, Gute Nacht« wanderte am erhellungstag noch in füchsleins bibliothek, nistete sich beim ersten durchblättern schon ein in aug, ohr und herz und schaukelt sich mit jedem neuen zurhandnehmen (ich bekenne :: wir tun es mehrmals täglich) mehr und mehr ins glücksgemüt (und füchsleins herausgehörtes energisch-freudiges »bohnebohne!« hat sich schon zu einem geflügelten familienwort aufgeschwungen).
und die nächsten michael roher-bücher liegen schon bereit; von denen gibt es zum glück eine ganze menge. in fünf verlagen sind sie erschienen und … trommelwirbeltrommelwirbeltusch! … drei davon –
jungbrunnen,
picus und
°luftschacht –
haben mir je ein buch zum verlosen an euch zur verfügung gestellt! im jungbrunnen gluckert »An Herrn Günther mit bestem Gruß!«, der picus morst artverwandt »Zugvögel« in die baumkrone und im luftschacht baumelt besagtes »... 6, 7, 8, Gute Nacht«.
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»Wer stahl dem Wal sein Abendmahl?«
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aber moment noch, retour ::
wer michael roher ist, das kann man
eckdatentechnisch vielerorts nachlesen; über das
wie geben seine texte und bilder einige auskunft. aber mir war nach mehr davon zumute und also habe ich mir ein herz gefasst
(das meine nämlich und es vorübergehend auf den kopfpolster gelegt, auf dass sein zögern meinen entschluss nicht störe) und ihn um ein kleines virtuelles gespräch gebeten. und er war einverstanden.
(an dieser stelle sei mir ein kleines JUHU erlaubt, ich hab mich sehr tapfer zurückgehalten bis hierher.) was er sagt, das ist so gut, so sympathisch – das bekommt ihr hier jetzt buchstabe für buchstabe serv- und präsentiert. lieber michael, hab tausend dank. manege frei!
+. wie bist du zum zeichnen, allgemeiner: zum bildermachen gekommen? war es für dich immer schon wichtig? hat es vielleicht auch eine bestimmte funktion erfüllt?
Zeichnen hat mich eigentlich mein Leben lang begleitet. In meiner Jugend habe ich viel Comics gemacht - zum Teil mit einem Freund gemeinsam. Ich kann mich an Sommerferien erinnern, die ich zum Großteil zeichnend verbracht habe - das hatte schon eine Art Fluchtfunktion. Familiär war das eine schwierige Zeit und die Bilder waren mein Schlupfloch.
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»... 6, 7, 8, Gute Nacht« |
+. wie hast du es professionalisiert?
Ich habe immer wieder mit dem Gedanken gespielt, diese Leidenschaft auch zum Beruf zu machen, auch mein Umfeld wollte mich sehr dazu ermuntern, eine Ausbildung in diese Richtung zu machen. Ich habe mich aber gegen eine grafische Ausbildung entschieden, weil ich einerseits überhaupt nicht gerne am Computer arbeite - ich mag es, das Material, mit dem ich arbeite, angreifen zu können, den Stift am Papier kratzen zu hören, die Farbe zu riechen und auch die Vorstellung von einem Original, das auf diese Weise entsteht. Andererseits hatte ich auch Angst, dass ich als hauptberuflicher Grafiker dann auch Aufträge annehmen muss, die mich überhaupt nicht interessieren, einfach nur des Geldes wegen.Somit habe ich mich dann für eine sozial- und spielpädagogische Ausbildung entschieden, das Zeichnen aber nie als Hobby vernachlässigt.
Im Rahmen meiner Ausbildung gab es dann die Möglichkeit, als Diplomarbeit ein Kinderbuch zu schreiben und zu illustrieren, was mir großen Spaß gemacht hat, sodass ich Lust bekam, weitere Bilderbücher zu machen. Es sind dann in regelmäßigen Abständen Werke entstanden, für die ich allerdings nie einen Verlag gefunden habe. Das war schon frustrierend, immer diese Absagen und irgendwann habe ich aufgehört, Sachen an Verlage zu schicken und meine Bücher stattdessen selber in Kleinstauflagen produziert. Mit dem Buch
»An Herrn Günther, mit bestem Gruß« (der Text stammt von meiner Freundin
Elisabeth Steinkellner) haben wir es dann nochmals versucht und tatsächlich hatte der Jungbrunnen Verlag Interesse. Kurz darauf habe ich mit »Komm!« (mittlerweile erschienen unter dem Titel
»Papilios Welt« im Picus Verlag, Text von Elisabeth Steinkellner) den DIXI-Kinderliteratur-Preis und mit
»Fridolin Franse frisiert« den Romulus Candea Preis gewonnen. Das war gewissermaßen der Startschuss dafür, die Illustration tatsächlich zum Beruf machen zu können.
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»Ein Rucksack voller Sand« (text: elisabeth steinkellner) |
+. du arbeitest mit unterschiedlichen techniken bzw. materialien. was macht für dich jeweils ihre besonderheit aus und gibt es welche, die du bevorzugst?
Prinzipiell arbeite ich analog, also ohne Computer. Das hat für mich einfach einen besonderen Reiz. Außerdem verwende ich meistens Collage als Grundtechnik, weil ich dadurch noch viel herumschieben, komponieren und probieren kann, bevor ich mich festlegen muss - der Nachteil am Analogen ist ja, dass man nicht einfach auf "Rückgängig" klicken kann. Weiters mag ich feine Linien und interessante Strukturen, weshalb einerseits Fineliner und andererseits Drucktechniken (v.a. Monotypie) und die Verwendung von getrockneten Blüten oder Blättern in mein Repertoire gehören.
+. welche rolle spielt die digitale (nach)bearbeitung für dein arbeiten?
Keine.
+. dein vordergründig verspieltes verfahren mit sprache zeitigt mitunter beeindruckende poetische kraft. würdest du sagen, es ist mehr der spieltrieb, dem sich das verdankt, oder ist der umgang mit dem geschriebenen wort etwas, das dich schon zuvor beschäftigt hat?
Lustigerweise tu ich mir wesentlich schwerer damit, mich als Autor zu bezeichnen als als Illustrator, aber zu deiner Frage - ich glaube im Fall der Kinderbücher steht der Spieltrieb im Vordergrund. Aber, ja, ich mag Sprache und ich bewundere Menschen, die mit wenigen Worten Stimmungen erzeugen können und deren Sätze zu Melodien werden, die man immer und immer wieder lesen möchte.
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Gli animali, gli uomini e la gratitudine | »Zwischen türkisen Tapeten« (text: elisabeth steinkellner) |
+. im rückblick scheint oft eines aus dem anderen zu wachsen usf. siehst du die entwicklung deines stils als kontiunuum oder gab es irgendeinen punkt, an dem eine entscheidende weiche gestellt wurde? welche (künstlerischen) einflüsse und anderweitigen inspirationsquellen waren bzw. sind für dich von besonderer bedeutung? und gibt es sujets, die du bevorzugst?
Die Frage ist nicht ganz einfach zu beantworten, weil ich lange (und auch jetzt noch mitunter) das Gefühl hatte, keinen Stil zu haben. Dadurch, dass ich nie eine Ausbildung gemacht habe, war ich immer darauf angewiesen, genau hinzusehen,wie andere das machen, und dann zu experimentieren und versuchen, das Beobachtete in meiner Bildsprache umzusetzen. Dadurch habe ich das Gefühl, meine Bilder sind oft sehr gefärbt, von Arbeiten, die mich in dem Moment inspiriert und beeindruckt haben, wie jene von
Linda Wolfsgruber,
Beatrice Alemagna,
Valerio Vidali oder auch
Wolf Erlbruch. Ein einschneidender Moment war aber sicher mein Besuch der
Bologna Children's Book Fair, weil ich dort mit einer Fülle von genialen Illustrationen konfrontiert war und eine Art Aha-Erlebnis im Bezug auf was alles Bilderbuch sein kann erfahren durfte. Das Ergebnis dieser Bolognareise war
»…6,7,8, Gute Nacht« (Luftschacht Verlag) - ein Buch, das in seiner Bildsprache wesentlich "erwachsener" war als meine bisherigen Arbeiten. Das war eine Art Herzensprojekt und vereinigt meine Vorliebe für das Spielerische (es sind ja gereimte Texte) mit dem Fantastischen. Letzteres ist etwas, das mich an der Illustration besonders fasziniert - am Papier sind Unmöglichkeiten wie fliegende Elefanten plötzlich nicht mehr oder weniger Realität wie alles andere.
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»Herr Lavendel« |
+. es gibt da dieses bild, dass künstler_innen ihre arbeit immer gern tun oder gar eine innere notwendigkeit, eine art drang dazu verspüren. würdest du sagen, dass das auf dich zutrifft?
Ja.
+. wie sieht ein arbeitstag bei dir aus? haben das zeichnen und das schreiben einen ganz bestimmten zeitort darin?
Prinzipiell liebe ich den Work-Flow, also wenn ich wirklich in die Arbeit eintauchen und von früh bis spät vor mich hinwerkeln kann. Für
»…6,7,8, Gute Nacht« zum Beispiel habe ich mich mehrere Tage lang kaum aus der Wohnung bewegt und war fast permanent bis in die Nacht hinein am Arbeiten. Seit unser Sohn auf der Welt ist, hat sich diesbezüglich natürlich einiges verändert. Nachdem nun um 7 Uhr Tagwache ist, sind Nachtschichten sehr selten geworden und auch tagelange Klausur undenkbar. Ich nutze die Zeit, wenn unser Kind im Kindergarten ist bzw haben meine Freundin und ich Arbeitstage vereinbart. So geht es ganz gut. Ich mache etwas weniger Bücher, dafür habe ich Zeit für meine Familie.
+. gibt es einen bestimmten modus operandi, mit dem du an ein buch herangehst? was ist zuerst da – text oder bild? oder die gesamtidee?
Sehr unterschiedlich. Zuerst ist da die Idee, aus der sich alles entwickelt. Das kann ein Bild sein, eine Situation, ein Satz, ein Thema, das mich beschäftigt. Oft greifen die Ideen auch ineinander. Zum Beispiel bei meinem Buch
»Zugvögel« (Picus Verlag) war mir sowohl das Thema Migration ein Anliegen, als auch das Bild von Menschen, die in Vogelmanier auf Hochspannungsleitungen sitzen.
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»Ein Rucksack voller Sand« (text: elisabeth steinkellner) |
+. du hegst eine besondere liebe zum zirkus. woher kommt sie und was ist es, das du so besonders daran magst?
Ich arbeite in einem Kinder- und Jugendzirkus in Wien (
Circus KAOS). Insofern ist Zirkus Teil meines Lebens und Alltags. Aber die Faszination für den Zirkus habe ich schon immer gespürt. Vielleicht ist es die Tatsache, die ich auch an der Illustration so mag, dass in dieser Welt des Zirkus' die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Fantasie verschwimmen und das Spiel als zentrales Element.
+. und noch ein paar klassiker ::
.:: ein besonders empfehlenswertes buch?
Ich mag die Bücher von Tamara Bach, vor allem »Marsmädchen« und »Jetzt ist hier«.
.:: gute arbeitsmusik?
Sehr unterschiedlich. Von Damien Rice bis Theatre of Tragedy - je nach Stimmung.
.:: welches essen wünschst du dir heute?
Grießnockerlsuppe, Gemüselasagne als Hauptspeise und als Nachspeise Pistazienpudding
(bin Vegetarier)
.:: welche kleidung trägst du am liebsten?
bequeme
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»Wer stahl dem Wal sein Abendmahl?« |
.:: überhaupt: was magst du gerne?
Wald und wie es da riecht, Gitarre spielen und dazu singen, Zirkus, Katzen, weil die so schön schnurren, den Geruch von Kaffee, Lavendel, Flüsse, Zeichnen, Sommerregen, faule Sonntage, alte Kinos und Filme, die man sich da drin anschaut, Gummizeug, laue Abende im Park und von irgendwo schwappt Musik her und vielleicht hat wer ein Feuer gemacht und das knistert schön.
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stillepostalisch flüstere ich allen, die mit um das feuer herum hocken, ganz leise zu :: wer eines der wunderschönen bücher von michael roher gewinnen will, der stimme bis samstag, 17. mai, 23:59 uhr, im kommentarfeld summend ins knistern ein.
und wer mag :: favoritennennen gilt auch. (anonyme kommentare werden nur bei angabe der e-mail-adresse berücksichtigt.) pstpst und weitersagen!