... die fabelhafte ...
teresa präauer
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bearbeitetes fotofundstück, 2012 (aus der ausstellung im kubin-haus)
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hand aufs herz :: der heutige beitrag macht das meine ein wenig stolpern, freudig; und aufgeregt auch. denn mit einer ganz besonderen frau habe ich mich unterhalten, mit einer, die den künstlerischen feldern wuchtig-subtil und leichthändig-pointiert eine forsche ästhetik einzeichnet und -schreibt, eine energische poesie, in der sich das leben beherzt bei der kunst unterhakt und umgekehrt. mit einer, bei der man das gefühl nicht los wird, dass da etwas trotzig tuckert in der tiefe eines unterfutters aus witz im besten sinne, witz und geist, das fest davon überzeugt ist, dass muss, was muss; und die weiß, was sie tut. mit einer, die anzukündigen mir so schwerfällt, wie es mir leichtfallen müsste. so lange wir einander schon kennen – auf kinderbeinen stapften wir noch durch die welt –, so sehr freue ich mich über ihren besuch hier. danke und ein siebenfaches olè.
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+ du hast germanistik und malerei studiert. zunächst waren es deine bildnerischen arbeiten, mit denen du an die öffentlich getreten bist – in form von ausstellungen (die letzte einzelausstellung »wie eine vielleichthand« im herbst 2012 im kubin-haus in zwickledt/oberösterreich, aktuell eine ausstellungsbeteiligung in der linzer landesgalerie »Frisch eingetroffen«, noch bis 15.3.2015), bald aber auch auf dem buchmarkt :: 2010 erschien das kinderbuch »Die Gans im Gegenteil«, dessen text vom österreichischen bestseller-autor wolf haas stammt und für das du die illustrationen gemacht hast. vorausgegangen war dem 2009 das postkartenbuch »Taubenbriefe von Stummen an anderer Vögel Küken«, in dem text und zeichnung, beide aus deiner hand, einander begegnen und zwischen polarität und einklang changierend miteinander spielen. 2012 schließlich hast du die literarische bühne betreten – und zwar fulminant: dein erster roman »Für den Herrscher aus Übersee« wurde von der literaturkritik mit viel positiver resonanz bedacht und mit dem »aspekte«-literaturpreis ausgezeichnet. und nun, zwei jahre später, ist bereits dein zweiter (mit nicht minderem beifall aufgenommener) roman »Johnny und Jean« im wallstein verlag erschienen. wenngleich du nach wie vor auch im bereich der bildenden kunst produktiv bist, scheint hieraus ein weg von der bildnerischen arbeit hin zur literarischen ablesbar zu sein. kannst du ihn kurz skizzieren, abseits des aus ausstellungs- und veröffentlichungsdaten konstruierbaren? wie ist es dazu gekommen?
Es führen, glaub ich, wirklich viele Wege nach Rom. Ich hab immer schon gern gezeichnet und gelesen. Als Studentin wollte ich bildende Künstlerin sein oder werden, die Literatur hat mich einfach wissenschaftlich interessiert. Nach dem Studium hab ich versucht, ein Dissertationsvorhaben zu formulieren. Es hätte geheißen »Von der Abwesenheit«, hehe. Aber ich hab mich nicht beschränken können auf ein methodisches Vorgehen, vielleicht hätte ich es auch nicht ausgehalten auf Dauer und wäre selbst in irgendeine Abwesenheit gekippt.
Außerdem hab ich gemalt und sehr kurze Stoptrickfilme [z.b. »Marienlied«, anm. d. verf.] gedreht und Ausstellungen gemacht und Sachen eingereicht, über zehn Jahre lang nach dem Studium. Und ich muss sagen, es hat, neben Zuspruch, auch ein paar gezählte Watschen gegeben. Aber dann muss man umso mehr weitermachen. Und über vieles, was einen in dieser Zeit des Erwachsenwerdens umtreibt, hab ich ja, verkürzt und pointiert, in »Johnny und Jean« geschrieben.
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ausschnitt buchcover »Die Gans im Gegenteil«
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+ die malerei und die literatur gelten als weitgehend klar voneinander abgegrenzte teilbereiche der kunst. wo siehst du parallelen, wo schnittpunkte zwischen diesen beiden künstlerischen ausdrucksformen, ganz allgemein und speziell mit blick auf deine arbeit?
Stimmt, danach werde ich auch oft gefragt. Aber ich sehe diese Grenzen nicht. Gerade im Medium Buch haben sie von Anfang an zusammengehört: die Zeichnung und der Text. Eigentlich alles, was mich interessiert, glaubt den aufgestellten Grenzen nicht. Das nächste ist ja, dass manche Leute immer noch zwischen E und U unterscheiden, zwischen Kunst und Unterhaltung. Ich glaube, dass das eine einzige unproduktive Selbstbeschränkung wäre, diese Grenzen mit aufrecht zu erhalten.
+ um auf den produktiosprozess selbst zu sprechen zu kommen: in welchem quantitativen verhältnis stehen die bildende kunst und die literatur in deinem künstlerischen arbeitsalltag zueinander, auch: schlägt dein herz für eines von beiden mehr? und wie beeinflussen und ergänzen sich beide?
Es ist wirklich ziemlich fifty-fifty, um es mit Liesl Gehrer zu sagen. Ich glaube, dass das Dampfen in mehreren Gassen eine große Freiheit mit sich bringt. Man ist schwieriger einzufangen.
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2 aus 50 zeichnungen für das magazin »Quart« |
+ stehen beide in konkurrenz zueinander?
Nein, konkurrenzlos. Manchmal finde ich in der Literatur angenehm, dass es nicht um so große Geldsummen geht. Das zieht ein anderes Publikum an. In der Kunst gibt es, was die sogenannte Verwertung anbelangt, mehr zu verlieren und mehr zu gewinnen. Das ist oft unsympathisch, aber es ist dafür auch mehr los. Die Literaturwelt ist da ein bisschen verschnarchter und mode-resistenter.
+ arbeitest du an mehreren projekten parallel?
Am Schönsten beim Schreiben und Zeichnen ist eigentlich der Moment, wo man sich nur auf diese eine Arbeit konzentrieren kann. Ich arbeite sehr gern und viel, und ich bin, wenn es gelingt, erst dadurch und danach wieder richtig bei Kräften. Ich wiederhole ja gern einen Satz vom Zeichner Hans Traxler, nämlich: »Zeichnen kann leben retten.« Und das stimmt, bildlich und wirklich.
+ welcher teil ist der lustbetonteste? und was ist am schwierigsten/kostet dich am meisten energie/überwindung?
Die Arbeit am Schreibtisch ist demnach die lustvollste. Aber ich mag auch die Lesungen sehr gerne. Knapp davor nicht, da würde ich am liebsten daheimbleiben. Aber auf der Bühne dann liebe ich es einfach, schnell auf unterschiedlichste Situationen reagieren zu müssen. Ich glaube nicht, dass jeder Autor auf die Bühne muss oder dass ein Buch nicht ohne seinen Autor als Fortsatz auskommt. Aber, von der bildenden Kunst her gedacht, haben mich Elemente des Performativen immer schon fasziniert.
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buchcover »Johnny und Jean«
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+ lesungen — ein gutes stichwort :: du bist zurzeit mit deinem zweiten roman auf lesereise. bleibt da raum fürs schreiben, fürs künstlerische tun?
Weniger. Ich mache die Lesungen gerne, aber es ist eigentlich das Gegenteil von der Schreibarbeit davor.
+ zwei klassiker müssen sein :: wie sieht ein typischer alltag bei dir aus? und ganz reporterhaft :: wohin geht es?
Ich versuche, jeden Tag zu arbeiten. Aber ich mach auch viel Pause. Ich gehe eher spät schlafen, nach Mitternacht, und stehe gern nicht allzu früh auf. Im Moment mache ich viele kleinere Dinge, Artikel [z.b. auf der plattform »Freitext – Feld für literarisches Denken«, anm. d. verf.], Essays, Illustrationen. Und das nächste Buch ist im Kopf.
+ fragte dich ein/e undbedarfte/r danach, wie würdest du deinen künstlerischen/literarischen stil beschreiben?
Ich denke, es ist eine klare, gegenständliche Sprache, in der ich schreibe, die der Vorstellungskraft der Leserinnen und Leser vertraut. Ich hoffe, dass man beim Lesen weinen und lachen kann, wirklich. Und dass Literatur Lust macht auf die Erfindung der Welt – durch Sprache und in Bildern. Es gibt ganz wenige Bücher, die mein Leben verändert haben, aber so etwas vergisst man nicht. Das vergess ich den Autorinnen und Autoren nicht.
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ein stück welterfindung in form von teresa präauers aktuellem roman »Johnny und Jean« darf ich unter euch verlosen. für den lostopfsprung hinterlasst bitte einfach bis 1.12.2014 mitternachts einen kommentar unter diesem beitrag.
die autorin selbst daraus lesen zu hören, gibts jede menge gelegenheit —
hier die nächsten termine.
– ich danke dir, teresa. und ich danke dem wallstein verlag. –
(alle bilder :: arbeiten von teresa präauer)